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Abfrage der Verwertungstypen
In einem Diskussion-Slot am ersten Tag der Tagung sollte ermittelt werden, wie die anwesenden Museen in der Verwertung digitaler Inhalte strategisch aufgestellt sind und welches Selbstverständnis dabei verfolgt wird. Es wurde gefragt, welche Formen der Verwertung unter den anwesenden Museen gegenwärtig angewendet werden und perspektivisch angewendet werden sollen. Die Abfrage bezog sich auf vier konkrete Verwertungsmodelle, welche im vorhergehenden Vortrag unter dem Titel „Strategische Positionierungen der Verwertung“ von Julia Wiedemann vorgestellt wurden. Für die Durchführung der Abfrage wurden zwei Pinnwände bereitgestellt, welche mit den folgenden zwei Fragen betitelt waren:
1. Welche(s) Verwertungsmodell(e) wird/werden in Ihrem Museum gegenwärtig vorrangig verfolgt?
2. Welche(s) Verwertungsmodell(e) wird/werden Ihrer Meinung nach in Ihrem Museum in fünf Jahren voraussichtlich vorrangig verfolgt?
Unterhalb der Fragen fand sich jeweils eine Tabelle, in welcher die TeilnehmerInnen mithilfe von Klebepunkten vermerken konnten, welche der vier Verwertungsmodelle aus ihrem Haus oder ihrer Abteilung im Museum zutreffen. In den Spalten der Tabelle fanden sich die Bezeichnungen zu den vier Typen. Die Zeilenebene diente dazu, die Gesamtanzahl an zutreffenden Positionierungen bzw. Verwertungsmodellen von den TeilnehmerInnen anzugeben. Eva Patzschke stellte die Zuordnung zunächst für das Museum für Naturkunde vor, bevor die TagungsteilnehmerInnen ihre Angaben vornahmen. Die Ergebnisse der Abfrage finden sie unter der Abbildung "Abfrage Verwertungstypen".
An die Abfrage zu den Verwertungstypen schloss sich eine Diskussion an, welche von Dr. Christoph Köller geleitet wurde. Zunächst wurden die Abfrageergebnisse von den TeilnehmerInnen der Tagung gedeutet und bewertet. Anschließend wurde darüber diskutiert, inwieweit die vorgeschlagenen Verwertungsmodelle den TeilnehmerInnen als geeignet erschienen, um die strategischen Zugänge zu Verwertung in ihrem Haus zu erfassen und einzuordnen. Hierbei herrschte übereinstimmend die Meinung vor, dass sich die Verwertungsmodelle sehr gut eignen, um den gegenwärtigen und perspektiven Umgang der Museen sowie ihre strategischen Überlegungen zur Verwertung digitaler Inhalte abzubilden.
Pinnwanddiskussionen
Im letzten Slot der Abschlusstagung sollten die Perspektiven und Erfahrungen der TeilnehmerInnen gesammelt und geteilt werden. Zu diesem Zweck wurden drei Pinnwandstationen im Raum verteilt, die jeweils eine Diskussionsfrage zu unterschiedlichen Aspekten der Verwertung aufwarfen:
Ideenmanagement – Verwertungsprozesse - Vernetzung
Die TeilnehmerInnen teilten sich in drei Gruppen auf und diskutierten die Posterfrage jeweils zehn Minuten, bevor sie an die nächste Pinnwand wechselten. Die Pinnwandmoderatorinnen schrieben die Ergebnisse auf Post-Its mit und erläuterten diese am Ende noch einmal für alle.
Ideenmanagement
Wie gehen Sie an das Ideenmanagement bei einer Verwertung digitaler Inhalte heran? Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Ideenmanagement erfolgreich ist? Wie gehen Sie in den Museen beim Management von Ideen vor?
Die Ergebnisse zum Ideenmanagement ließen sich in Verantwortliche, Verbesserungsmaßnahmen, Hürden und Vorgehensweise clustern. Verantwortlich für Ideenmanagement waren bei den kleineren Museen im Prinzip alle MitarbeiterInnen, bei den größeren Museen die Direktion, die Öffentlichkeitsarbeit und die Museumspädagogik. Verbesserungsmaßnahmen wurde von den TeilnehmerInnen einige genannt. So sollte ein Leitfaden entwickelt werden, der die Vorgehensweise darstellt, die Kommunikation zwischen unterschiedlichen MitarbeiterInnen gefördert, sowie Kooperationen außerhalb des Museums gestärkt werden. Als Hürden, die das Ideenmanagement bremsen, wurden vor allem Ressourcenknappheit und fehlende Ansprechpartner genannt, darüber hinaus sei das Vorgehen oft nicht klar. Die Vorgehensweisen unterschieden sich zwischen den Museen enorm. Teilweise gibt es Gremien, in denen Ideen bzw. ihre Umsetzung verankert werden, teilweise gibt es bloße individuelle Reaktionen auf Ideen Einzelner.
Prozesse der Verwertung
Wie wird mit Verwertungsprozessen von digitalen Inhalten in Ihrer Einrichtung systematische umgegangen? Das war die zentrale Frage an diesem Poster. Natürlich müssen dafür zunächst aber auch noch ein paar andere Fragen gestellt werden. Gibt es überhaupt einen systematischen Umgang? Wenn nein, warum nicht? Und was wäre hilfreich, damit so dieser stattfinden kann? Mit diesen Aspekten der Verwertung digitaler Inhalte beschäftigten sich die TeilnehmerInnen an diesem Poster.
Das generelle erste Stimmungsbild zeigte: In den meisten Einrichtungen gibt es noch keine systematische Vorgehensweise, aber in fast allen ist dies bereits ein Thema. In einem nächsten Schritt wurde darüber gesprochen, was bei der Entwicklung von systematischen Vorgehensweisen Hürden und Schwierigkeiten sind und was die TeilnehmerInnen sich wünschen, um darin besser unterstützt zu werden.
Die Übersicht ergab, dass es in erster Linie keine oder zu wenig strukturierten Prozesse für die Verwertung von digitalen Inhalten in den teilnehmenden Einrichtungen gibt. Die TeilnehmerInnen gaben an, es fehle dazu an Ressourcen, da ein Verwertungsprozess nicht einfach „nebenbei“ laufen könne. Das heißt aber auch, dass die Leitungsebene einer Einrichtung dies als Aufgabe anerkenne, für die es eben auch bestimmte Ressourcen braucht. Bisher seien außerdem die vorhandenen Möglichkeiten zu Verwertung digitaler Inhalte nicht genug bekannt, um direkt anwendbar gemacht zu werden. Außerdem kamen Impulse in diese Richtung bisher eher von außen und wurden nicht intern gesetzt.
Als größte Hürden für Verwertungsprozesse von digitalen Inhalten wurden vor allem eine grundlegende Skepsis und das vorhandene „Mindset“ vieler MuseumsmitarbeiterInnen genannt. Beides beruht auch auf Unwissenheit und dadurch auch auf Unsicherheit bezüglich Konsequenzen, Nutzen und Aufwand, die durch die Verwertung digitaler Inhalte entstehen können. Hier bedarf es erst einmal grundlegender „Aufklärungsarbeit“ um eine Basis für die Umsetzung klarer Prozesse zu schaffen.
Mehrere der TeilnehmerInnen hatten die Idee, dass es beispielsweise sinnvoll wäre, wenn sich eine Art „Task Force“ in den einzelnen Einrichtungen bildet, die für die Implementierung und Umsetzung der Prozesse verantwortlich ist. Dabei könnten auch externe Personen eingebunden werden, die zum Thema der Verwertung digitaler Inhalte beraten, es sollten aber auch intern Personen dauerhaft zuständig sein. Damit einhergehend kam der Wunsch nach einrichtungsübergreifender Kommunikation und Vernetzung auf, um stärker voneinander lernen zu können. Mit externem Wissen und Impulsen lasse sich der Verwertungsprozess im eigenen Haus möglicherweise schneller und zielgerichteter integrieren.
Als ein weiterer und wichtiger Punkt wurde vor allem eine Testphase zum Ausprobieren genannt, sodass eine Toleranz für „konstruktives Scheitern“ auch durch die Leitungen der Einrichtungen besteht. Wenn man etwas neue Ausprobieren will, dann kann Scheitern und daraus lernen dazu gehören. Durch so eine Phase ließen sich MitarbeiterInnen aus unterschiedlichen Bereichen einbinden, ohne dass sie negative Konsequenzen befürchten müssen. So kann die Möglichkeit entstehen, alte Strukturen zu verändern, zu systematisieren und zu modernisieren.
Weitere Ideen, die bei der Implementierung von Verwertungsprozessen für digitale Inhalte behilflich sein können, gibt es viele. Zur Motivation der Mitarbeit würde das Veröffentlichen und Teilen von Erfolgsgeschichten beitragen, sodass durch die häufig noch zusätzlichen Verwertungsaktivtäten für die beteiligten MitarbeiterInnen eine zusätzliche Reputation geschaffen werden kann. Auch das Angebot von Workshops über die Möglichkeiten, rechtlichen Gegebenheiten und Aufklärung zum Thema Verwertungsprozesse wurden vielfach als förderlich genannt.
Vernetzung
Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Vernetzung erfolgreich ist? Von welchen der Ihnen bekannten Formate zur Vernetzung profitieren Sie? Inwiefern profitieren Sie von den Formaten? Oder gerade nicht?
In der Diskussion zu Kriterien für eine erfolgreiche Vernetzung stand zunächst die Frage im Raum, welche Partner, Themen und Zielsetzungen für eine Vernetzung ausgewählt werden sollten. Es wurde weiterhin diskutiert, ob sich in erster Linie ganze Museen oder Abteilungen oder eher Teams und Einzelpersonen vernetzen sollten, sowie inwieweit die Vernetzung von vornherein international angelegt sein sollte. Als notwendige Ressourcen für die Vernetzung wurden insbesondere zeitliche Kapazitäten genannt und weiterhin beispielsweise die Unterstützung von Vernetzungsvorhaben durch die Abteilungs- bzw. Museums-Leitung. In diesem Zusammenhang wurde auch angesprochen, dass idealerweise eine eigens beauftragte Person für die Umsetzung von Verwertung und diesbezüglicher Vernetzung eingesetzt werden sollte. Als wichtige Voraussetzungen wurde unter anderem genannt, dass alle Beteiligten mit Engagement, Ausdauer und Offenheit an eine Vernetzung herantreten sollten. Es wurde gewünscht, dass informelle und unbürokratische Wege gegangen werden und die Beteiligten von gewohnten Vorstellungen über die Deutungshoheit Abstand nehmen sowie eine Fehlerkultur unterstützen. Schließlich sei wichtig, in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess die Formate und das Vokabular für den Austausch zu standardisieren und sukzessive Vernetzungsplattformen aufzubauen.
Offene Aspeke
Nach der Vorstellung der Pinnwandergebnisse wurden aus dem gesamten Plenum Fragen und Aspekte gesammelt, die bezüglich der Verwertung digitaler Inhalte noch offen geblieben sind. Für die TeilnehmerInnen blieb u.a. offen wie unabhängig von Drittmitteln verwertet werden kann, wer eigentlich Zielgruppen digitaler Inhalte sind und wie die Nutzerperspektive in Vorwertungsprozesse mit eingebunden werden kann.